Nach dem Krieg wurde das „neue Bauhaus“ von Inge Scholl, Otl Aicher und Max Bill gegründet. Hier versammelten sich Menschen aus aller Welt aus den unterschiedlichsten Gestaltungsbereichen und bildeten eine Art Elite, die mit ihren Ideen ihrer Zeit voraus ist.
Vergangenes lernen, Neues gestalten
Max Bill war nicht nur Architekt der Hochschule, sondern auch deren Gründungsrektor im Jahre 1955. Zur damaligen Zeit stand nur ein geringes Budget zur Planung und Umsetzung des Hochschulgebäudes zu Verfügung. Trotz der eingeschränkten Auswahl an wenigen einfachen Grundelementen entstand durch geschickte Komposition ein Gebäudekomplex, der durch seine Vielfalt und Komplexität überzeugte.
Träger der Institution war die Inge Scholl Stiftung. Die Stiftung erinnert an die Geschwister Inge Scholls, welche als Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ von Nationalsozialisten ermordet wurden. Die neue Hochschule sollte sowohl an die Ideale der Geschwister als auch an die des 1933 von den Nationalsozialisten geschlossenen Bauhauses anknüpfen.
In diesem Raum nahmen die Ulmer Studierenden an den Vorlesungen teil. Im ersten Jahr des Studiums durchliefen sie eine gemeinsame Grundlehre. Dieses Modell übernahm die Hochschule von den Bauhaus Lehrplänen. Diese „Basisausbildung“ zielte darauf ab, die individuellen Fähigkeiten der Studierenden zu fördern und ihnen dabei zu helfen, sich im zweiten Jahr für eine der Abteilungen zu entscheiden.
Nach der Grundlehre mussten Studierende zwischen den Abteilungen Typografie, Produktgestaltung, industrielles Bauen und Publizistik wählen. Später konnten sie sich auch für Film entscheiden.
„Wenn man an die HfG kam, das war ne ganz besondere Atmosphäre (…) Es waren da die Vertreter der Gruppe 47, es waren Soziologen, es waren Literaturwissenschaftler, es waren Philosophen, es waren Kybernetiker und man war einfach erschlagen von - ja wie würde ich sagen - der geistigen Elite, die da plötzlich Dozenten waren in Ulm und das war ja auch das Besondere daran.“
Peter Schubert, ehemaliger Student der HfG Ulm
aus „Der Geist von Ulm Teil 1“ der Franz Schneider Brakel GmbH + Co KG (25.10.2017)
Interview Peter Schubert
Die Schönheit eines Produkts ist in der Ulmer Hochschule seine Zweckmäßigkeit. Hier zu sehen: Der berühmte Ulmer Hocker, der von Max Bill in Zusammenarbeit mit Hans Gugelot entworfen wurde. In seiner Vielfalt fungiert dieser als Hocker, Beistelltisch, Tragetasche für Bücher oder Trittleiter.
Bild von Lena Kächele
Durch das Archiv Ulm wird die Geschichte der Hochschule dokumentiert und deren Wirken für die nachfolgenden Generationen zugänglich gemacht.
„Heroisch war nicht das Ende der HfG, sondern die Hoffnung am Anfang. Die HfG ist nicht zu messen an dem, was sie erreichte, sondern an dem, was ihr zu erreichen verwehrt blieb.“ - Gui Bonsiepe, "ulm 21" Zeitschrift der HfG Ulm 1968
Alle Fotos von Ksenia Gorokhova außer anders gekennzeichnet.