Vorlesungspause – Yoga in fünf Minuten
Vor weniger als einem Jahr hätte man gelacht, wenn wir die Studierenden nach ihren Pausenbeschäftigungen gefragt hätten. Schließlich mussten wir lediglich unsere Augen öffnen und während den Pausen durch das Hochschulgebäude, über den Innenhof oder direkt in die Mensa laufen. Überall waren Mitstudierende zu sehen, die ihre selbstgemachten Spezialitäten, vegetarischen Gerichte oder lediglich einen der Muffins aus der Mensa aßen und sich dabei unterhielten. Während der kurzen Pausen traf man sich am Kaffeeautomaten oder tauschte den neuesten Klatsch bei einer selbstgedrehten Zigarette aus. Die fleißigen Studierenden – oder diejenigen, die mal wieder jede Sekunde bis zur Abgabe ausreizen müssen – blieben in den Räumen und arbeiteten an ihren Projekten. Dank Club-Mate aus dem Automaten brauchten sie keine Pause. Doch durch die digitale Lehre hat sich diesbezüglich einiges geändert. Daher stellten wir uns die Frage, was die HfGlerInnen in den 10-Minuten-Pausen während einer Vorlesung oder auch in der etwas längeren Mittagspause so treiben. Im Folgenden möchten wir euch kurz vorstellen, was unsere kurze Umfrage aufgedeckt hat:
Aktuelle Pausenbeschäftigungen
Die meisten Studierenden nutzen die Pausen um auf die Toilette zu gehen. 68,9% statten sich mit einem frischen Kaffee oder Tee aus. Über die Hälfte vertreibt sich die Zeit mit dem Abarbeiten der verpassten Nachrichten und/oder in Social Media Kanälen. Knapp die Hälfte bereitet sich eine schnelle Mahlzeit zu. Nur 21,3% der Studierenden versuchen mit Yoga- und Haltungsübungen ihren Schmerzen oder dem Konzentrationsverlust entgegen zu wirken und an ihrer Haltung zu arbeiten. Eine kleine Gruppe nutzt die Zeit für eine kurze Raucherpause und nur 2% schnappen etwas frische Luft.
Auch wenn wir aufstehen müssen, um auf die Toilette zu gehen oder uns einen Kaffee beziehungsweise Tee zu holen, sind die Wege zu Hause vermutlich recht kurz. Einen Großteil des Tages verbringen wir aufrecht sitzend vor dem Bildschirm.
Wir wollten von den Studierenden wissen, welche Auswirkungen die zunehmende Bildschirmzeit bei ihnen hat. Dabei gaben rund 77% der 103 Befragten an, sie hätten Konzentrationsprobleme und stuften ihre Aufmerksamkeit als mangelhaft ein. Aufkommende Müdigkeit wurde von 72 Studierenden ebenfalls als ein Problem angegeben. Auf dem dritten Platz sind Schmerzen gelandet, welche bei ungefähr der Hälfte der Studierenden auftreten.
Schmerzen
Ein sehr großer Teil der befragten Studierenden, die die Ursache ihrer Schmerzen auf das Onlinestudium zurückführen, leiden unter Rückenschmerzen. Das andauernde auf den Bildschirm herabschauen fügt einem Großteil Nackenschmerzen zu. Die grellen Displays sorgen bei knapp der Hälfte für Kopfschmerzen. Kleinere Teile der Studierenden haben Schmerzen in den Beinen, Händen und Armen.
Egal ob IG, IoT, KG, PG oder SG, im Kern studieren wir alle Gestaltung. Wir entwerfen ergonomische Arbeitsplätze, entwickeln Konzepte für eine gesunde Lebensweise und schaffen Möglichkeiten für eine bessere Zukunft. Da stellte sich uns die Frage: Weshalb gestalten wir unsere Pausen nicht so, dass Konzentrationsprobleme, Müdigkeit und Schmerzen der Vergangenheit angehören?
Unser Appell: Macht doch mal Yoga! Da wir uns selbst nicht besonders gut mit der Thematik auskannten, sprachen wir mit Joana Schauer. Joana ist eine ehemalige HfGlerin und ausgebildete Yoga-Lehrerin. Jeden Mittwoch bietet sie den Studierenden der HfG eine kostenlose Yoga Stunde an. Dabei möchte sie den TeilnehmerInnen die positiven Auswirkungen von Yoga auf unseren Körper näher bringen. Gerne möchten wir die Hauptaspekte unseres Gespräches mit Euch teilen. Ob Yogaübungen bei verschiedenen Beschwerden positive Auswirkungen haben und wie Ihr diese für Euch in wenigen Minuten anwenden könnt, erfahrt Ihr jetzt.
Generell gibt es unterschiedliche Ziele und somit auch verschiedene Arten von Yoga. Der/die Eine macht es zur Entspannung und der/die Andere für die eigene Fitness. Joana meint, sie sei nach einer Yoga-Session zufrieden und ausgeglichen und tue es hauptsächlich für den Ausgleich von Körper und Geist – also für sich selbst. Während bei der Gymnastik oder in anderen Fitnessbereichen an schlechteren Tagen frustrierende Gedanken aufkommen können wie: “Heute hat aber auch wirklich gar nichts funktioniert!”, geht es für Joana um das Gefühl, etwas getan zu haben. Dabei spielt es für sie keine Rolle, wie gut eine Übung funktioniert hat und man solle sich weniger mit anderen vergleichen, als auf seinen eigenen Körper zu hören. Auch wenn sich Yoga mittlerweile zu einer Art Fitnesstrend entwickelt hat, liegt der Ursprung in der Vorbereitung auf die Meditation und soll Leichtigkeit ins Leben und den Alltag bringen.
Beim Yoga geht es darum, auf seinen eigenen Körper zu hören und nicht darum, sich mit anderen zu vergleichen.
Um Yoga zu machen, braucht es laut Joana nicht viel. Sie erzählt uns, wie unbeweglich sie anfangs war und selbst RentnerInnen ihr in jeglichen Dehnübungen weit voraus waren. Sie war es gewohnt, sich mit anderen zu messen, schließlich leben wir in einer Gesellschaft, in der ständig Vergleiche erzwungen werden. Diese Einstellung änderte sie und mittlerweile ist für Joana am wichtigsten zu erkennen, dass man gut ist, so wie man ist. Yoga ist dann wirkungsvoll, wenn man auf seinen Körper hört, auch wenn das bedeutet, dass man diese eine Übung heute nicht ausführt und nur das macht, was einem persönlich gut tut.
Auf diese Frage antwortete uns Joana direkt: “Auf jeden Fall!”. Sie ist der Meinung, es ist sinnvoller, öfter kurz Yoga zu machen, als selten und dafür umso länger und sei es nur, dass man sich für ein, zwei Minuten gedankenstill hinsetzt oder einmal den “Sonnengruß” macht.
Joanas Devise: "Mache lieber jeden Tag ein wenig Yoga, statt selten und dafür umso länger."
Joana verrät uns, dass es einige Übungen gibt, die sich eher für morgens oder mittags eignen, da sie aufpushend wirken, und andere Übungen eher abends angebracht sind, da sie beruhigen und den Körper herunterfahren. Wir haben für Euch ein paar der Übungen aufbereitet und wünschen Euch viel Spaß beim Ausprobieren in der nächsten Pause! Remember: You do it just for yourself!
Katze-Kuh
Dein Rücken fühlt sich verspannt an? Dann probier doch einmal diese Übung aus. Sie macht Deine Wirbelsäule beweglicher, mobilisiert Deine Rückenmuskulatur und hilft so beim Lösen von Verspannungen.
Du startest im Vierfüßlerstand. Mit dem Einatmen ziehst Du Deinen Bauchnabel ein, kippst Dein Becken nach oben und legst das Kinn an die Brust. Beim nächsten Ausatmen den Bauch Richtung Boden senken und die Schulterblätter nach hinten ziehen. Der Blick richtet sich nach vorne. Schaust Du währenddessen in den Spiegel, wird Dir klar werden, woher diese Übung ihren Namen hat.
Du kannst beliebig oft zwischen der Katze und der Kuh wechseln und sie so lange genießen, wie es Dir gut tut.
Krokodil
Hier wird die Rumpfmuskulatur gedehnt und entlastet. Dem Hüftbereich und der unteren Wirbelsäule soll zu einer verstärkten Flexibilität während der Entspannung verholfen werden.
Für das Krokodil legst Du Dich gerade auf den Boden. Deine Arme liegen die ganze Zeit im rechten Winkel zu Deinem Körper. Beuge dann ein Knie und ziehe es über den anderen Fuß. Deinen Kopf drehst Du in die entgegengesetzte Richtung und hälst die Position nun für fünf bis acht Atemzüge. Danach ist die andere Seite dran.
Sonnengruß
Traditionell wird der Sonnengruß am Morgen durchgeführt, um dem Körper Kraft und Energie zu verleihen. Er dehnt, aktiviert die Muskulatur und trainiert den Herz-Kreislauf. Vor allem aber fördert er die Konzentration und ist daher gut gegen Müdigkeitsanfälle am Tag.
In der Illustration zeigen wir Dir den Ablauf des Sonnengrußes mit den aufeinander folgenden Bewegungen.
Bei der Ausführung gilt: Der Atem rahmt die Bewegung ein. Das heißt, Du beginnst mit der Atmung und die Bewegung folgt. Sobald sie zu Ende ist, endet auch Dein Atemzug. Atmung und Bewegung sind gleichmäßig, kontrolliert und nicht hektisch.
Schulterstand
Die Übung dehnt nicht nur Deine Halswirbelsäule, sondern beruhigt das Nervensystem und fördert die Ruhe und Ausgeglichenheit.
Von der Rückenentspannungslage ausgehend streckst Du Deine Beine und richtest Deine Handinnenflächen nach unten. Mit dem Einatmen hebst Du die Beine soweit wie möglich in eine senkrechte Position nach oben. Nun stützt Du deinen Rücken mit Hilfe der Arme und schiebst Deinen Körper aktiv nach oben. Deine Füße und Waden sind dabei völlig entspannt und Dein Kopf bleibt gerade liegen.
Um die Übung aufzulösen beugst Du einfach die Knie Richtung Stirn und rollst langsam ab.
Diese Übung sollte nicht während der Menstruation durchgeführt werden.
Herabschauender Hund
Diese Übung ist Teil des Sonnengrußes, kann aber ebenso im einzelnen durchgeführt werden. Sie stärkt Deine Arme und den unteren Rücken, streckt Deine Schulterblätter, dehnt die Wirbelsäule sowie den Nacken und wirkt Verspannungen und Kopfschmerzen entgegen.
Von der Ausgangsposition des Vierfüßlerstands nimmst Du beim nächsten Ausatmen langsam die Knie vom Boden und streckst Deine Beine so weit es geht. Dabei geht Deine Hüfte nach oben und das Gesäß nach hinten. Wichtig ist, dass Du Deinen Kopf locker zwischen den Armen hängen lässt.
Bei jeder Ausatmung kannst Du Dein Gesäß ein wenig höher und nach hinten schieben. Den herabschauenden Hund hältst Du so lange, wie es angenehm für Dich ist.
Diese Übung sollte nicht während der Menstruation durchgeführt werden.
Nackenübung 1
Die erste Nackenübung dient zur Herz- und Brustraumöffnung.
Sie kann ganz bequem vom Schreibtischstuhl aus gemacht werden. Rücke hierfür vor bis an die Stuhlkante und stelle Deine Hände hinter Dir auf. Drücke nun Deinen Rücken durch, bis Deine Wirbelsäule eine leicht überstreckte Haltung einnimmt und sich Dein Brustraum öffnet. Für eine intensivere Öffnung kannst Du Deinen Kopf in den Nacken legen.
Nackenübung 2
Die zweite Nackenübung hilft Dir, Spannungen zu lösen, Deine Konzentration zu fördern und Kopfschmerzen zu bekämpfen. Du kannst sie schnell und mehrmals am Tag durchführen.
Ziehe hierfür beim Ausatmen das Kinn zur Brust. Bewege beim Einatmen den Kopf seitlich nach oben, sodass eine Dehnung zu spüren ist. Beim Ausatmen ziehst Du das Kinn wieder zur Brust und wechselst mit der nächsten Einatmung zur anderen Seite. Dies kannst Du beliebig oft wiederholen.
Wechselatmung
Diese Atemübung hat eine ausgleichende und beruhigende Wirkung. Vorbeugend hilft sie gegen Erkältungskrankheiten und kann auch gegen Asthma, Allergien und Heuschnupfen wirksam sein. Das Lungenvolumen wird erhöht und der Kreislauf beruhigt sich.
Halte Dein rechtes Nasenloch mit dem Daumen zu und atme durch das Linke vier Sekunden lang ein. Halte nun mit dem Ringfinger auch das linke Nasenloch zu und behalte die Luft für vier Sekunden in der Lunge. Löse dann Deinen Daumen vom rechten Nasenloch und während Du das linke Nasenloch weiterhin verschlossen hältst, atmest Du für acht Sekunden aus. Nun ist ein Richtungswechsel angesagt: Vier Sekunden durch das rechte Nasenloch einatmen, vier Sekunden halten und acht Sekunden links ausatmen.
Die Wechselatmung kannst Du beliebig oft durchführen und sie wirkt in Stresssituationen beruhigend.
Schultern-Kreisen
Mit dieser Übung kannst Du Verspannungen in der Nacken-Schulter-Gegend lockern.
Setze Dich erst einmal aufrecht hin und lege Deine Hände auf die Schultern, sodass die Fingerspitzen zum Hals zeigen. Hebe dann die Ellbogen so weit wie möglich nach oben. Wenn Du den höchsten Punkt erreicht hast, drehst Du sie um 90° nach vorne, sodass die Ellbogen in die Blickrichtung zeigen. Von hier aus senkst Du Deine Arme, drehst Deine Schultern über den untersten Punkt wieder in die Ausgangsposition und es geht von vorne los.
Das Schultern-Kreisen kannst Du so oft durchführen, bis Du eine Entspannung spürst. Deine Ellbogen sollten dabei nie hinter den Schultern sein, höchstens deren Verlängerung bilden.
Tut Euch und Eurem Körper etwas Gutes und arbeitet mit diesen einfachen und schnellen Übungen an einer gesünderen Körperhaltung.
Schließlich sind wir sowieso alle daheim und nicht in den Gängen, dem Innenhof oder der Mensa, daher wird Euch auch keiner schräge Blicke zuwerfen, wenn eine Übung mal nicht so gut klappt.
Wenn Euch die Yoga Übungen gefallen, oder Ihr noch weitere hilfreiche kennt, lasst es uns doch über Instagram wissen.